Das dreidimensionale Blindentastmodell des Doms bietet die Möglichkeit, den Dom haptisch zu erkunden und sich so eine Vorstellung von den Formen und Dimensionen der romanischen Kathedrale zu machen. Mit einer Gesamtgröße von 150 mal 80 Zentimetern und einer Standhöhe von 70 Zentimetern ist das Modell ideal für blinde Besucher, da sie das gesamte Modell gut ertasten können. Aber auch für Menschen ohne Sehbehinderung ist das Modell eine attraktive Informationsquelle. Bei dem gewählten Maßstab von 1:100 lassen sich die Gebäudeteile detailliert und dennoch übersichtlich darstellen. Die Standhöhe ist so gewählt, dass auch Rollstuhlfahrer das Modell erreichen und betrachten können. Für alle Nutzer ist das Modell eine Chance, den Dom aus einer neuen Perspektive zu erfahren. Es werden Dinge erkennbar, die sonst durch die Höhe des Gebäudes der Betrachtung entrückt sind. Eine Inschrift in Braille und normaler Schrift vermittelt zudem einige grundsätzliche Informationen zum Dom wie beispielsweise das Weihedatum. Das Bronzemodell ist auf einem Sockel aus rotem Sandstein befestigt, dessen Oberflächenbearbeitung der romanischer Säulen im Dom nachempfunden ist.
Das detailgetreue Modell aus Bronze im Maßstab 1:100 steht auf einem Sandsteinsockel auf der Südseite des Doms. Es ist das größte seiner Art. Bei der Realisierung des Projektes wurde der Dombauverein insbesondere von Spenden des Lions Club Speyer in Höhe von 20.000 Euro und der Unternehmerin Susanne Klatten sowie dem Unternehmer Stefan Quandt mit jeweils 10.000 Euro unterstützt. Ein ergänzendes Leitsystem wurde durch das Förderprogramm „barrierefrei, inklusiv und fair“ finanziert.
Der Bildhauer Egbert Broerken und sein Sohn Felix Broerken arbeiteten seit April 2019 an dem Modell. Beide verfügen über viel Erfahrung in diesem Bereich und haben auch die Blindentastmodelle der Dome in Worms und Mainz gestaltet. Als Grundlage für das Modell dienten Bauzeichnungen, fotogrammetrische Aufnahmen und Fotografien. Das Tastmodell wurde im technisch aufwändigen Wachsausschmelzverfahren gegossen, das höchste Detailtreue ermöglicht. Es besteht aus hochwertiger Zinnbronze mit einem Carnauba-Hartwachsüberzug zum Schutz vor Umwelteinflüssen. So kann das Modell das ganze Jahr über im Freien stehen und lädt alle Besucher dazu ein, den Dom zu ertasten und neu zu entdecken.
Tastmodell als Beitrag zur Inklusion
Inklusion und Barrierefreiheit sind wichtige Fragen, mit denen sich das Domkapitel fortwährend beschäftigt, um den Dom für Menschen mit Einschränkungen besser zugänglich zu machen. Das Tastmodell ist ein wichtiger Beitrag zur Inklusion. In Deutschland leben aktuell mindestens 1,2 Millionen Menschen mit Sehbehinderungen. Jährlich erblinden ca. 10.000 Menschen neu. Das ist vor allem auf die erhöhte Lebenserwartung zurückzuführen, da viele Erblindungen ab dem 80. Lebensjahr auftreten.