Speyer. In einem trotz der coronabedingten Einschränkungen sehr feierlichen Gottesdienst hat Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Sonntag im Dom 45 Erwachsenen zwischen 19 und 77 Jahren das Sakrament der Firmung gespendet. Zu den Firmlingen gehörten auch Silke Pölsterl aus Ludwigshafen und Friedrich Bollmann aus Rödersheim.
Die 43-jährige Silke Pölsterl ist in Speyer aufgewachsen und freute sich, dass ihre Firmung gerade im Speyerer Dom stattfindet. Sie ist evangelisch getauft und wurde evangelisch erzogen und konfirmiert, in der Christuskirche in Speyer-Nord. Ihr Ehemann jedoch ist katholisch. Konfessionsverbindende Ehen haben Tradition in der Familie, denn auch bei ihren Eltern sind beide Konfessionen vertreten, hier ist der Vater katholisch und die Mutter evangelisch. „Als ich geboren wurde, war es noch allgemein üblich, dass die Kinder in der Konfession der Mutter getauft und erzogen wurden“, erzählt sie. Die katholische Kirche war ihr jedoch nie fremd, sie ging auch gerne mit ihrem Mann in den katholischen Gottesdienst.
„Mich hat die katholische Liturgie immer angezogen, sie schien mir schöner, feierlicher als der evangelische Gottesdienst“, meint sie. „Aber so richtig los ging es, als unsere 10-jährige Tochter sich auf die Erstkommunion vorbereitete. Ich habe mit ihr zusammen gelernt und mit viel Freude diese Zeit durchlebt, und da kam mir der Gedanke: Warum nicht ernst machen und in die katholische Kirche eintreten. So bin ich in diesem Sommer konvertiert. Das geschah in einer kleinen, privaten Feier in der Unterkirche vor dem Sonntagsgottesdienst, und jetzt gehöre ich zur Pfarrei Heilige Edith Stein in Ludwigshafen. Meine Firmung nun war die logische Folge dieses Schritts, und ich freue mich sehr darauf. Mein Mann wird mein Firmpate sein, und auch er freut sich darauf“.
Friedrich Bollmann, Jahrgang 1958, lebt seit langem in Rödersheim, kommt aber ursprünglich aus dem Münsterland. Er ist katholisch getauft und erzogen. „Dass ich nicht gefirmt wurde, hat eine ganz einfache Ursache. Bei uns zu Hause kam die Firmung bald nach der Erstkommunion, meist mit zehn Jahren. Genau in dem betreffenden Alter sind wir innerhalb des gleichen Ortes von einem Ende ans andere gezogen und haben damit auch die Pfarrei gewechselt. In der neuen Pfarrei war die Firmung gerade gelaufen, in der alten sollte es gerade losgehen mit den Firmvorbereitungen. Also haben wir in der Familie gesagt, gut, nächstes Jahr geht ja auch noch. Aber im nächsten Jahr wurde es dann vergessen, und dabei blieb es“ erzählt Bollmann. „Später habe ich dann meine katholische Frau katholisch geheiratet, auch dafür musste ich keine Firmung nachweisen. Wiederum sehr viel später bin ich aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die Missbrauchsfälle, und insbesondere wie man damit in der Kirche umgegangen ist, haben es mir unmöglich gemacht, da weiter dabei zu bleiben. Ungläubig wurde ich damit nicht, es war nur die Institution, mit der ich Probleme hatte“, berichtet er.
„Dann aber kam eine Zeit, in der ich, besonders in meiner ursprünglichen Heimat, der ich mich nach wie vor sehr verbunden fühle, so viele aufrechte und anständige katholische Christen kennengelernt habe, dass ich wieder Freude am katholisch sein bekam. Da war Hilfe in Todesfällen, da war der Umgang mit Behinderten – all das hat mich sehr beeindruckt. Ich trat wieder ein, und weil ich nicht gerne halbe Sachen mache, habe ich auch die versäumte Firmung nachholen wollen. Meine Frau, die mich auf diesem Weg begleitet hat, wird auch meine Firmpatin sein“.
In seiner Predigt ging Bischof Wiesemann auf das Evangelium von den klugen und törichten Jungfrauen ein: „Was mag das für ein Öl gewesen sein, das man nicht kaufen kann und ohne das man nicht in den Saal kommt? Dieses Öl steht für die innere Lebenskraft, mit der ich selber innerlich lebendig und stark bleibe“, erklärte der Bischof. Das Öl, das die Flamme des tiefsten Vertrauens zu Gott nähre, nenne man auch Glauben. „Mit der Firmung will Gott diesen Glauben besiegeln, Mut und Stärke geben für das Einstehen für die Wahrheit“, so Bischof Wiesemann.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von den Frauenstimmen des Domchores unter Leitung von Markus Melchiori gestaltet.
Text: Andrea Dölle/Fotos: Klaus Landry