Dr. Thomas Fandel, Leiter des Bistumsarchivs, Thorsten Wolff vom Pilger-Verlag und Herausgeber Dominik Schindler (v.l.n.r.) freuen sich über die neue Publikation.
Speyer. Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952) zählt unbestritten zu den bedeutendsten Bischofspersönlichkeiten der deutschen Kirche im 20. Jahrhundert. In Erinnerung ist er vor allem durch seine Amtszeit als Kardinal und Erzbischof von München und Freising. Dagegen ist vielfach in Vergessenheit geraten, dass er von 1911 bis 1917 als Bischof von Speyer amtierte. An diese Jahre erinnert eine jetzt erschienene Publikation des Bistumsarchivs Speyer.
Herausgeber Dominik Schindler, Verfasser einer Doktorarbeit über Faulhaber als Speyerer Bischof, hat Dokumente zusammengestellt, die bislang nur schwer zugänglich und selbst Experten kaum bekannt waren. In einem ersten Teil geht es um die Friedensjahre, in denen der gefeierte Katholikentagsredner Faulhaber weit über die Grenzen der Diözese Speyer hinaus bekannt wurde. So sprach der Bischof vor Lehrern in Kaiserslautern, besuchte im Rahmen einer Firmreise Pirmasens und referierte über den „Optimismus“ bei einem Treffen katholischer Studentenvereine in Landstuhl.
Der Schwerpunkt der Publikation liegt auf der Zeit des Ersten Weltkrieges. Bereits am 9. August 1914, wenige Tage nach der allgemeinen Mobilmachung, predigte Faulhaber im Dom beim Ausmarsch der Speyerer Garnison. Insbesondere in der kirchlichen Fastenzeit 1915 und 1916 folgten zahlreiche weitere Predigten. In seinen Ansprachen nahm der Bischof, der auch als stellvertretender Feldpropst der bayerischen Armee wirkte, laut Schindler durchaus einfühlsam die Nöte der Bevölkerung wahr und thematisierte die „Trauer um gefallene Soldaten und den Zweifel an der Sinnhaftigkeit des blutigen Geschehens“.
„Die Texte stellen einen bislang ungeborgenen Schatz der theologischen Interpretation des Krieges dar“, so der Kirchenhistoriker, der derzeit als Kaplan in Kaiserslautern wirkt. Sie beleuchten zudem das katechetisch-pastorale Engagement des Bischofs, der bislang in der Forschung vor allem unter politischen Gesichtspunkten behandelt wurde.
In einem Geleitwort verweist Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann darauf, dass sich der Wechsel Faulhabers von Speyer nach München 2017 zum 100. Mal jährte. Faulhaber selbst habe in seiner Autobiographie vom Umsteigen „von einem Auswandererschiff zu einem modernen Riesendampfer“ gesprochen. Durch die präsentierten Quellentexte werde Geschichte lebendig – dies gelte insbesondere für die Zeit des Ersten Weltkriegs. „Für unser Bistum sind die Kriegspredigten, die nun erstmals erschlossen werden, ein wichtiges Zeugnis, das dabei helfen kann, Geschichte aufzuarbeiten.“
Buchtipp: Dominik Schindler (Hg.), Faulhaber in Speyer. Predigten, Ansprachen und Veröffentlichungen der Bischofsjahre 1911–1917 (Schriften des Diözesan-Archivs Speyer, Band 51), Pilger-Verlag Speyer 2017, ISBN 978-3-946777-04-5, 19,80 Euro. - Erhältlich im Buchhandel.
Text: is/Foto: Klaus Landry