Donnerstag, 03. Juni 2021

„Eine Chance, bewusster dabei zu sein“

Weihbischof Georgens erteilte vor dem Dom des Segen.

Weihbischof Georgens feierte mit der Pfarrei Pax Christi und Vertretern des Domkapitels Fronleichnamsgottesdienst im Speyerer Dom – Segen für die Stadt

Speyer. Als „Chance, bewusster dabei zu sein“, bezeichnete Weihbischof Otto Georgens zu Beginn seiner Predigt beim Festgottesdienst der Pfarrei Pax Christi im Speyerer Dom das Fronleichnamsfest ohne die traditionelle Prozession „mit gezogener Handbremse, mit weniger Aufwand, weniger Dekor, weniger Folklore“, wie er sagte. Es sei „dafür mehr ein geistliches Dasein für unsere Stadt, für das Land, für die Menschen“, ein „Dabei sein mit dem Herzen“. In einer Nachricht habe ihm auch Bischof Karl-Heinz Wiesemann, der derzeit erkrankt ist, versichert „mit dem Herzen dabei“ zu sein.

Es gehe an Fronleichnam um ein „bewusstes Hinausgehen, den Prozessionsweg im Herzen, um Jesus den Menschen zu zeigen und sie zu segnen“, erklärte der Weihbischof bei dem Pontifikalamt. Auf den Stufen zur Vorhalle des Domes werde der Segen für die Stadt, für die hier lebenden und arbeitenden Menschen gespendet, unabhängig von ihrer Konfession oder Religion. „Für alle, die glauben, für die die ihre Zweifel haben, sich mit der Kirche schwertun oder sie verlassen haben. Wir wollen sie nicht für uns vereinnahmen, wir respektieren ihre Freiheit“, betonte Georgens. Der Segen des Allerheiligsten gelte auch den Kranken und Leidenden und den Menschen, „die spüren, dass ihr Lebensweg sich dem Ende zuneigt“ sowie denjenigen „die unter der Pandemie leiden, die durch die Krise in eine schwere Depression gerutscht sind oder mit einer anderen Last zu kämpfen haben.“

Neben dem bewussten Hinausgehen gehe es an diesem Tag auch darum, bewusst nieder zu knien. „Wir knien uns nieder vor dem Menschgewordenen und damit auch vor der Würde des Menschen, die unantastbar ist. Wir knien uns nieder vor Gott, der auch heute noch seine Wunder tut. Niederknien hat Kraft. Sich kleinmachen, um auf die Ohnmacht von Menschen hinzuweisen, die in ihrer Würde missachtet und gedemütigt wurden“, sagte der Weihbischof.

„Bewusst anbeten“ nannte er als dritten Aspekt des Festes. Anbeten könne heißen „die Augen schließen, Bilder kommen lassen. Vielleicht das Bild einer hell scheinenden Sonne. Ihre goldenen Strahlen ergießen sich über unsere Erde, über die ganze Welt, über alles, was lebt. Ist nicht auch das heilige Sakrament eine solche Sonne, die unsere Herzen erhellt? Daraus kann Anbetung erwachsen“, so Georgens.

Anstelle der traditionellen Prozession, die coronabedingt zum zweiten Mal ausfallen musste, waren vor dem Gottesdienst Messdiener und Abgeordnete der fünf Speyerer Gemeinden vor dem Dom zusammen gekommen. Sie brachten Blüten mit für einen kleinen Blumenschmuck vor der Kathedrale und feierten das Pontifikalamt auch stellvertretend für die Pfarrei mit.

An einem Altar vor dem Dom segnete der Weihbischof am Ende des Gottesdienstes die Stadt und sandte die Vertreter der Gemeinden mit der Eucharistie zur Feier in ihre Gemeinden aus. Konzelebranten beim Gottesdienst waren Dompfarrer Matthias Bender und Kaplan Maximilian Brandt. Diakon Paul Nowicki gestaltete ebenfalls die Liturgie mit.

Musikalisch wurde das Pontifikalamt von Frauenstimmen des Domchores und der „Schola gregoriana“ sowie Felicitas Laxa (Violine) und Rut Bantay (Violoncello)  gestaltet. Die Leitung lag bei Domkantor Joachim Weller und Domkapellmeister Markus Melchiori, der auch die Truhenorgel spielte. Die Hauptorgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub. Der Gottesdienst im Dom wurde per Livestream über die Social-Media Kanäle von Dom und Bistum übertragen.

Link zum Video-Stream:https://www.youtube.com/watch?v=rgQe-MTpBz4

Die Predigt von Weihbischof Georgens im Wortlaut


Zum Fest Fronleichnam
Die Bezeichnung „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie "Herrenleib". Der offizielle liturgische Name lautet "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". 1264 führte Papst Urban IV. das Fest aufgrund der Visionen von Juliana von Lüttich für die gesamte katholische Kirche ein. Seitdem gedenken die Gläubigen alljährlich am zweiten Sonntag nach Pfingsten der Einsetzung des Altarsakraments. Besonders beliebt waren die seit 1273 stattfindenden Sakramentsprozessionen, bei denen eine gewandelte Hostie feierlich durch Straßen und Felder getragen wurde. Besonders in der Diaspora oder in Zeiten religiöser Unterdrückung erlebten und erleben Katholiken diesen Tag als identitätsstiftendes Fest ihres Glaubens.Die Bezeichnung „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie "Herrenleib". Der offizielle liturgische Name lautet "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". 1264 führte Papst Urban IV. das Fest aufgrund der Visionen von Juliana von Lüttich für die gesamte katholische Kirche ein. Seitdem gedenken die Gläubigen alljährlich am zweiten Sonntag nach Pfingsten der Einsetzung des Altarsakraments. Besonders beliebt waren die seit 1273 stattfindenden Sakramentsprozessionen, bei denen eine gewandelte Hostie feierlich durch Straßen und Felder getragen wurde. Besonders in der Diaspora oder in Zeiten religiöser Unterdrückung erlebten und erleben Katholiken diesen Tag als identitätsstiftendes Fest ihres Glaubens.

Fotos: Klaus Landry