Montag, 18. September 2023

„der pilger“ feiert im Dom und im Kloster St. Magdalena

Impulsvortrag von Misereror-Chef Pfr. Pirmin Spiegel in Dom.

Bistumszeitung kann auf 175-jähriges Bestehen zurückblicken

Speyer. Die Speyerer Bistumszeitung „der pilger“ hat am 17. September ihr 175-jähriges Bestehen gefeiert. Den Jubiläumstag – Domführungen, Festveranstaltung, Gottesdienst und Sektempfang – haben rund 500 Gäste besucht.

Der Herausgeber des „Pilger“, Generalvikar Markus Magin, betonte zu Beginn der Feier im Speyerer Dom, dass die Gründe, die 1848 zur Gründung des „Christlichen Pilger“ geführt hatten, auch für heute gelten, warum „wir nach 175 Jahren die älteste katholische Bistumszeitung in Deutschland haben und froh und dankbar sein dürfen, dass wir sie haben.“ In Fragen der Politik und der Herausforderungen unserer Welt sowie in den großen kirchlichen Fragen gebe die Zeitung Antworten, Orientierung und Hilfe. „Aber sie führt uns auch immer wieder in unserem Bistum zusammen und hält uns zusammen.“

In zwei Festbeiträgen gratulierte Misereor-Chef Pirmin Spiegel sowohl dem Verlagsteam wie den Leserinnen und Lesern des „Pilger“. „Über viele Jahrzehnte hinweg gehörte für einen Katholiken, für eine Katholikin in der Diözese Speyer Pilgerlesen zur DNA.“ Spiegel, der aus dem pfälzischen Großfischlingen stammt und in Aachen lebt, nennt den „Pilger“ „eine Brücke nach Hause“ und „ein Stück Heimat“. Zugleich gab er Einblick in die Veränderungen und Umbrüche in der Zeitungs- und Verlagswelt: Sie erlebe eine „Zeitenwende“ und massive Umwälzungen angesichts des Vormarschs von Internet, Smartphone und Künstlicher Intelligenz. „Jahrzehntelang profitable Geschäftsfelder funktionieren wegen großer digitaler Konkurrenz nicht mehr wie früher.“

Ein Weg sei hier die stärkere Ausrichtung auf Zielgruppen, so Pirmin Spiegel. Als Beispiel nannte er das überregionale Pilger-Magazin: „Es trifft ein gesellschaftliches Bedürfnis, wenn es den Sehnsüchten der Menschen nach Sinn nachspürt, nach einem erfüllten Leben, das Achtsamkeit und einen nachhaltigen Lebensstil einschließt.“ Die Magazinbeiträge ließen „den Atem der christlichen Botschaft spüren“, die auch Menschen erreiche, die sich nicht zum Kern der kirchlichen Gemeinschaft gehörig fühlen. „Dieses Kontakthalten ist wichtig.“

Pirmin Spiegel wandte den Blick auch auf die leidende Schöpfung. „Wohl noch nie hat eine Spezies die Erde die Erde so verändert wie unsere.“ Der Misereor-Chef mahnte zu politischer Verantwortung sowie zum Handeln jedes einzelnen Menschen. Pirmin Spiegel beschrieb, in Anlehnung an die Enzyklika „Laudato Si“, die „glückliche Genügsamkeit“ gegenüber der „freudigen Unverantwortlichkeit“. Genügsamkeit bedeute nicht weniger Leben, nicht geringere Intensität.

Die Redebeiträge wurden von Domorganist Markus Eichenlaub an der Hauptorgel des Doms mit Orgelwerken von Andreas Willscher („Allegro marcato“) und Richard Wagner („Pilger-Chor“ aus „Tannhäuser“) aufgegriffen.

Auf die textlichen und musikalischen Denkanstöße folgte der festliche Abendgottesdienst, den Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann gemeinsam mit Markus Magin und Pirmin Spiegel leitete. Domkapellmeister Markus Melchiori, Domkantor Joachim Weller und Domorganist gestalteten die Feier musikalisch, der Aufbauchor des Mädchenchors am Dom zu Speyer sowie die Knabenstimmen der Speyerer Domsingknaben begeisterten mit ihren klaren, frischen Stimmen die Gäste im Dom.

In seiner Predigt widmete sich Bischof Wiesemann zunächst dem Namen der Speyer Bistumszeitung: Sie trage „einen wunderbaren Titel, der so viel Raum an Deutung für heute offen lässt: Pilgerinnen und Pilger sind wir alle. Und als Kirche sind wir alle das pilgernde Gottesvolk“. Pilger zu sein, bedeute, immer wieder Gott neu zu suchen. „Was unsere Vorfahren vor 175 Jahren wohl bewegt hat, die Zeitung ,Pilger‘ zu nennen? Sicher war es die Aufbruchsmentalität in einer bewegten Zeit zwischen Freude und Angst, zwischen Sorgen und Hoffnung“, so der Bischof. Er führte drei Gedanken zum Pilgern aus, die er schließlich auf die Zeitung und das Pilger-Magazin übertrug: „Offene Horizonte“, „leichtes Gepäck“ und „gemeinsam und einsam unterwegs“ seien für Pilgerinnen und Pilger wichtig. Für Zeitung und Magazin gelte es, immer wieder aufzubrechen, immer wieder umzudenken, auch einmal Altes aufzugeben für Neues – und miteinander unterwegs zu sein im Glauben und für diesen Glauben unterwegs zu sein.

Bischof Wiesemann schloss seine Predigt mit dankenden Worten an Verlagsleitung, Verlag und Redaktion – auch in den vergangenen Zeiten – die sich immer wieder auf den Weg machten und nach Lösungen für schwierige Zeiten suchten. 

Im Anschluss trafen sich Bistumsvertreter, Verlagsmitarbeitende sowie Leserinnen und Leser im Hof des Klosters St. Magdalena zum Sektempfang. Begonnen hatte der Festtag mit einer Einladung in den Speyerer Dom, dort wurden angemeldete Pilger-Gäste in sechs verschiedenen Gruppen durch den Dom geführt.

Text: Pilger/ Foto: Klaus Landry