Freitag, 15. August 2025

„Zukunftsbild, das Kraft gibt“

Statio vor der Marienstatue © Bistum Speyer / Foto: Klaus Landry

Traditionelle Kräuterweihe © Bistum Speyer / Foto: Klaus Landry

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann bei der Predigt © Bistum Speyer / Foto: Klaus Landry

Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Patronatsfest Mariä Himmelfahrt

Speyer. Angenehme 24 Grad hatte es im Innern des Domes, als am 15. August das Hochfest Mariä Himmelfahrt gefeiert wurde. Viele Menschen waren gekommen, darunter auch eine große Pilgergruppe, die das Patronatsfest des Speyerer Doms und des Bistums Speyer mitfeierten. Das von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zelebrierte Pontifikalamt wurde live auf den Social-Media-Kanälen von Dom und Bistum übertragen, wo es auch im Nachgang angeschaut werden kann (https://www.youtube.com/watch?v=WkCZYY7Vaq0). Thematisch stellte Bischof Wiesemann den Gottesdienst unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ und zeigte auf, wie das Bild der „mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter Maria“ allen Gläubigen ein Hoffnungszeichen sein könne. „Mit Maria dürfen wir das schauen, was uns im Glauben geschenkt wird“, sagte Bischof Wiesemann in seiner Begrüßung. Einen besonderen Gruß entbot er den Pilgern, die in einer nächtlichen Wallfahrt zum Dom gekommen waren sowie den mitfeiernden Gehörlosen, für die der Gottesdienst in Gebärdensprache gedolmetscht wurde.

„Was für ein Bild haben Sie persönlich von der Zukunft der Menschheit und unserer Welt, von ihrer ganz persönlichen Zukunft? “ Diese Frage stellte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann an den Beginn seiner Predigt. Er selbst ertappe sich in letzter Zeit immer häufiger dabei, dass angesichts der vielen Krisen dieser Welt sich düstere Töne in sein Zukunftsbild mischten. Bei ihm selbst, wie bei vielen Menschen, sei das Vertrauen in handelnde Personen, beispielsweise bei der Konferenz in Alaska, gering und der Glaube schwinde, dass die globale Weltgemeinschaft Herausforderungen wie dem Klimawandel gemeinsam begegnen könne. In dem Erstarken rechter Bewegungen sehe er eine Rückorientierung auf die eigene Nation oder eigene Lobby.

Die Bibeltexte des Festtages verwiesen jedoch auf die Hilfe Gottes, der „seine Schöpfung nicht alleine lässt“. Die Szene aus der Offenbarung, bei der eine in Geburtswehen liegende Frau von einem Drachen bedroht wird, wird gerettet: „Jetzt ist er da, der Sieg, die Herrschaft unseres Gottes.“ Auch in der Begegnung von Elisabeth und Maria werde deutlich, dass Gott eine Zukunft verheißt, „in der sich Leben entfalten kann und nicht zerstört wird.“ Die Kraft des Glaubens öffne selbst in den bedrohlichsten Augenblicken Zukunft. „Der Himmel wird geöffnet, der Blick in das Innerste wird frei. Es ist nicht wolkenverhangen. Wir segeln nicht im Trüben“, sagte Bischof Wiesemann.

Gläubigen Christinnen und Christen sei mit dem Festtag Mariä Himmelfahrt „ein Zukunftsbild geschenkt, das Kraft gibt“, ein Bild von „der Kraft Gottes, die uns trägt, von dem, der den Elenden nicht im Schmutz lässt, von dem, der rettend seine Hand ausstreckt und der das Ungeschützte und Verwundbare hütet und bewahrt“, so Wiesemann. So schütze die Kraft des Glaubens vor Fatalismus und Determinismus. Und so gebe es viele mutige Menschen, die für Veränderung einträten und „sich nicht von den Bauernfängern dieser Welt einspannen lassen, die mit der Angst versuchen, die Menschen in ihre Macht hineinzuzwängen.“

Mit Maria und ihrer Unversehrtheit sei allen Glaubenden ein Bild geschenkt, so der Bischof, das den Weg in die Zukunft öffne. Gerade angesichts der noch ganz jungen Menschen, die gerade anfangen, ihre ersten Schritte auf dieser Welt zu gehen, gäbe es die Verpflichtung, „den Himmel offen zu sehen, Mut zu haben, sich nicht einschüchtern zu lassen“. Der Glauben habe dabei eine „kritische Kraft“, die Menschen und anderen Trost und Hoffnung geben könne. Damit verbinde sich der Auftrag, Pilger der Hoffnung zu sein, womit Bischof Wiesemann noch einmal Bezug auf das Motto des Heiligen Jahres nahm. „Denn jeder von uns ist von Gott gerufen, mit Leib und Seele das Leben zu haben und es in Fülle zu haben“, sagte Bischof Wiesemann am Ende seiner Predigt.

Viele Dombesucher hatten Sträuße mit Kräutern und Blumen mitgebracht, die von Bischof Wiesemann im Gottesdienst gesegnet wurden. Einer alten Tradition entsprechend sollen sie deutlich machen, dass die ganze Schöpfung unter dem Segen Gottes und der Verheißung der österlichen Vollendung steht. Danach spendete Bischof Wiesemann den päpstlichen Segen. Mit einer Statio vor dem Gnadenbild und dem Gesang des „Salve Regina“ endete der Gottesdienst.

Ein Vokalensemble der Dommusik gestaltete diesen feierlichen Gottesdienst musikalisch mit der Missa „Vidi speciosam“ von Tomas Luis de Victoria, der Motette „Assumpta est Maria“ von Giovanni P. da Palestrina sowie Gregorianik. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.

Als weitere Gottesdienste wurden am Hochfest Mariä Himmelfahrt eine Pontifikalvesper am Nachmittag um 16.30 Uhr, eine Abendmesse um 18.00 Uhr und – zum feierlichen Abschuss – eine Andacht mit Lichterprozession um 20.30 Uhr gefeiert.

Hintergrund: Mariä Himmelfahrt

Mariä Aufnahme in den Himmel (lateinisch: Assumptio Beatae Mariae Virginis), bekannt als Mariä Himmelfahrt, ist das Fest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel am 15. August. Das Fest wird von der katholischen und der orthodoxen Kirche als Hauptfest unter den Marientagen gefeiert. Erstmals ist es in der armenischen Kirche für die Mitte des fünften Jahrhunderts bezeugt. An diesem Tag werden in der katholischen Kirche verbreitet auch Kräuter gesegnet. Mit Hilfe der Gottesmutter sollen die Kräfte der Natur ganz besonders zugunsten der Menschen und Tiere wirken. Die gesegneten Kräuter dienen in den Häusern später auch als Zeichen, dass Gott den Gläubigen vieles schenkt und die Menschen unter seinem ganz besonderen Schutz stehen.

Im Bistum Speyer hat die Verehrung der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter eine sehr lange Tradition. Im Jahr 670 wird in einer Schenkungsurkunde des Merowingerkönigs Hilderich II. zum ersten Mal Maria als Patronin der Diözese genannt. Ebenso hatte schon die Vorgängerkirche des jetzigen salischen Domes das Marienpatrozinium. Seit dem Mittelalter machte das Gnadenbild der „Patrona Spirensis“ den Dom zu einem Mittelpunkt der Marienverehrung für das ganze Bistum Speyer. Heute steht im Chorraum des Doms eine Marienstatue, die dem Dom 1930 von Papst Pius XI. zum Jubiläum der Domgründung geschenkt wurde. Weitere bildliche Zeugnisse der Marienverehrung finden sich in der Marienfigur über dem Hauptportal, den Fresken im Mittelschiff und im Kaisersaal sowie einer Darstellung der Marienkrönung auf dem Chorgestühl.