Freitag, 04. April 2025
Kirchenfrau mit mächtiger Stimme
Schwester Nathalie Becquart hält Fastenpredigt im Speyerer Dom
Speyer. Das amerikanische Forbes Magazin wählte sie 2024 unter die 50 mächtigsten Frauen der Welt. Mit ihrer Berufung in die Weltsynode erhielt dort erstmals überhaupt eine Frau das volle Stimmrecht. Nun kommt Schwester Nathalie Becquart nach Speyer und wird am Donnerstag, 10. April, 19:30 Uhr, im Dom predigen. Ihre Fastenpredigt bildet den Schlusspunkt der diesjährigen Reihe der Fastenpredigten im Dom. Diese stehen in diesem Jahr unter der Überschrift: „Hoffnung“ und knüpfen damit an das Motto des Heiligen Jahres an, dem Papst Franziskus den Titel „Pilger der Hoffnung“ gegeben hat.
Schwester Nathalie wird sich in ihrer Predigt auf den Bibeltext aus dem Hebräerbrief 6,13-20, mit besonderer Betonung auf Vers 19, beziehen: „Diese Hoffnung halten wir als einen sicheren und festen Anker für die Seele“. Das Bild des Ankers der Hoffnung, das uns in unruhigen Zeiten trägt, wird der zentrale Gedanke sein, indem es mit dem Thema „Pilger der Hoffnung“ verbunden wird.
Die Fastenpredigt steht im Rahmen einer abendlichen Andacht im Dom. Die liturgische Leitung übernimmt Domdekan Dr. Christoph Kohl. Domorganist Markus Eichenlaub gestaltet die Fastenpredigt musikalisch. Die Fastenpredigt live auf den Social-Media-Kanälen von Bistum und Dom übertragen:
YouTube Dom: https://youtube.com/live/X4ps0pRVIvQ?feature=share
YouTube Dommusik: https://youtube.com/live/JFQY_Y39I-k?feature=share
YouTube Bistum: https://youtube.com/live/iysb2uvrvNE?feature=share
Fastenpredigten im Speyerer Dom 2025
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und das Domkapitel Speyer möchten mit den Fastenpredigten im Dom einen Beitrag zu einer zeitgemäßen Verkündigung der christlichen Botschaft in die Gesellschaft hinein leisten. Dazu konnten herausragende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens gewonnen werden. Nach den Predigten des Journalisten und ehemaligen Chefredakteurs Michael Garthe und des Wirtschaftswissenschaftlers und Speyerer Ehrenbürgers Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Eichhorn bildet Becquarts Predigt den Schlusspunkt der diesjährigen Predigtreihe. In den Vorjahren waren unter anderem die Chefredakteurin des ZDF, Bettina Schausten, und Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Horst Köhler der Einladung in den Speyerer Dom gefolgt.
Zur Person: Schwester Nathalie Becquart, XMCJ
Nathalie Becquart ist Schwester des Ordensinstituts La Xavière (Abkürzung XMCJ). Am 6. Februar 2021 wurde sie von Papst Franziskus zur Untersekretärin im Generalsekretariat der Weltsynode berufen. Mit ihrer Ernennung erhielt sie damit qua Amt volles Stimmrecht in der Weltsynode – als erste Frau überhaupt. Bereits seit 2019 war sie als Konsulatorin des Generalsekretariats der Bischofssynode tätig. Im Jahr 2022 wurde sie von der BBC in die Liste der „100 Women“ aufgenommen. Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes nahm sie im Januar 2024 in seine Liste der 50 einflussreichsten Frauen auf.
Als Xavière-Schwester aus Frankreich hat Schwester Nathalie Becquart sich besonders mit den Themen Jugend und Synodalität beschäftigt. Vor ihrer jetzigen Ernennung war sie in Frankreich Nationaldirektorin des Dienstes für die Evangelisierung der Jugend und für Berufungen in Frankreich und forschte im Bereich Ekklesiologie an der School of Theology and Ministry des Boston College. Schwester Nathalie studierte außerdem Management und Unternehmensführung an der École des hautes études commerciales de Paris (HEC Paris), Philosophie und Theologie an der Pariser Jesuitenhochschule Centre Sèvres (Faculté Loyola) und Soziologie an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris.
Hintergrund: Zur Tradition der Fastenpredigten
Fastenpredigten haben in der katholischen Kirche eine lange, bis in das 5. Jahrhundert zurückreichende Tradition. In früherer Zeit dienten sie auch der Vorbereitung der Taufbewerber auf den Empfang der Taufe in der Osternacht. Heute sollen sie, entsprechend dem Sinn der österlichen Bußzeit, den Glauben der Zuhörer intensivieren und sie dabei unterstützen, ihr Leben am Evangelium zu orientieren.
Fastenpredigten sind gewöhnlich länger als eine Sonntagspredigt und werden meist von bekannteren Kanzelrednern, gelegentlich auch von prominenten Laien, gehalten. Liturgisch wird die Fastenpredigt allenfalls durch wenige Liedstrophen oder meditative Musik, Abschlussgebet und Segen zu einer Andacht erweitert.
Für das Spätmittelalter, vor Einführung der Predigtpflicht im Sonntagsgottesdienst, sind Fastenpredigten als allabendlicher Brauch von Aschermittwoch bis Ostern bezeugt. Oft wurden sie von Mönchen der Predigerorden gehalten und kamen dem wachsenden Bedürfnis nach persönlich-individuellem Glauben entgegen. Nicht selten enthielten sie eindringliche Beschreibungen der Leiden Christi und drastische Appelle zur Lebensführung der Zuhörer. Heute ist die wöchentliche Fastenpredigt im Rahmen einer thematischen Reihe vor allem im deutschen Sprachraum und in Frankreich verbreitet.
Text: Domkapitel Speyer