Freitag, 18. April 2025
Der Gekreuzigte als Zeichen einer grenzenlosen göttlichen Solidarität
Weihbischof Otto Georgens ruft zu Mitgefühl und Solidarität auf
Speyer. In seiner Betrachtung zum diesjährigen Karfreitag richtete Weihbischof Otto Georgens den Blick auf das biblische Bild des leidenden Gottesknechts aus dem Buch Jesaja – eine Gestalt, in der Christen seit den ersten Jahrhunderten Jesus Christus erkennen. Für den Weihbischof ist hierin deutlich: „Auch wir erkennen in der Gestalt des leidenden Gottesknechtes Jesus, ein Bild für das, was Jesus erlitten hat.“
Im Mittelpunkt steht für Georgens die paradoxe Kraft des Leidens Jesu: „Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5). Dieses Wort sei für viele unverständlich, so der Weihbischof. Denn gewöhnlich würden Menschen einem Verwundeten helfen wollen. „Hier ist es umgekehrt: Menschen kommen zu diesem Verwundeten, um von ihm Hilfe zu erfahren, sich von ihm heilen zu lassen“, erklärte Georgens in seiner Predigt am Karfreitag. „Auf Jesus übertragen: Er, der ‘verwundete Arzt’, heilt unsere Wunden.“
Der Gekreuzigte als Zeichen einer grenzenlosen göttlichen Solidarität
Dabei erinnert er daran, dass Jesus sich nicht nur an die Seite der Menschen gestellt, sondern für sie gelitten habe. „Die Wunden Jesu öffnen den Zugang zum Heil der Welt und der Menschen“, betont Georgens. Der Gekreuzigte werde so zum Zeichen einer grenzenlosen göttlichen Solidarität.
Besonders bewegt zeigt sich der Weihbischof von einem Gedicht der Lyrikerin Hilde Domin mit dem Titel „Ecce Homo“, in dem der gekreuzigte Christus als der „Hier-Bin-Ich“ erscheint. Für Georgens ist dies ein zentrales Bild: „Seine Wunden sind Tore und Quellen unseres Heils.“ Auch in einer Legende über den heiligen Martin sieht Georgens eine tiefe Wahrheit: „Wenn du keine Wunden hast, bist du nicht Christus“, habe Martin gesagt. Für den Weihbischof ist dies ein kraftvolles Bekenntnis: „Der Auferstandene zeigt sich nicht als der Held ohne Wunden, er bleibt der Verwundete.“
Bereit sein, solidarisch und mitfühlend zu handeln
Zum Abschluss zitiert Georgens den heiligen Ignatius von Loyola, der darum bat, „in den Wunden Christi geborgen zu sein“. Für den Weihbischof steht fest: „Die Wunden Jesu sind so weit, dass alle menschlichen Wunden darin Platz haben.“
Mit seiner Karfreitagspredigt lud Weihbischof Georgens die Gläubigen ein, im Leiden Jesu die heilende Nähe Gottes zu erkennen – und selbst zu solidarischem, mitfühlendem Handeln in einer verwundeten Welt bereit zu sein.
Die Karfreitagsliturgie feierte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann mit Weihbischof Otto Georgens sowie mit Vertretern des Domkapitels. Der Gottesdienst ist in seiner Gestaltung einmalig im ganzen Kirchenjahr und folgt einer besonders alten liturgischen Gestaltung. Es sangen der Domchor und der KathedralJugendChor.
Die Predigt von Weihbischof Georgens steht hier zum Download bereit.
Fotos: Klaus Landry