Dienstag, 08. April 2025
Christliche Lehre als Sinngeber
Fastenpredigt von Peter Eichhorn im Speyerer Dom
Speyer. Mit dem Wirtschaftswissenschaftler und Speyerer Ehrenbürger Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Eichhorn wurde am Donnerstag, 3. April, die Reihe der Fastenpredigten im Speyerer Dom fortgeführt. Wie sein Vorredner Michael Garthe, der eine Woche zuvor im Dom gesprochen hatte, sprach auch Peter Eichhorn zu dem Begriff „Hoffnung“. Diesen hatte das Domkapitel als diesjährigen Leitbegriff für die von ihm initiierte Reihe der Fastenpredigtenausgewählt. Mit ihnen sollen in zeitgemäßer Form Impulse zum Nachdenken gesetzt werden. Anknüpfend an die Tradition der der Fastenpredigten geschieht dies durch Außenstehende Predigerinnen und Prediger.
Zu Beginn seiner Predigt zitierte Eichhorn aus der Lesung wo es in Psalm 71 heißt: „Mein Gott, hilf mir aus des Gottlosen, aus der Hand des Ungerechten und Tyrannen. Denn du bist meine Zuversicht, Herr, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an.“
Ein Synonym zur Hoffnung bilde „Zuversicht“ im christlichen Sinne eines Wartens auf Erlösung. Übertrage man das biblische Wort „Hoffnung“ auf die heutige Zivilgesellschaft, beinhalte es ein Warten auf Verbesserung. Dabei gelte es zu unterscheiden zwischen individuellem und kollektiven Maßstäben für eine gute Zukunft. So sei bei Gerechtigkeit die individuelle von der sozialen Gerechtigkeit zu unterscheiden aber auch bei Bildung, Gesundheit und Wohlstand seien immer beide Ebenen zu denken: „Stets müssen sich Individuum und Gemeinschaft darum kümmern“ sagte Eichhorn.
Im zweiten Teil seiner Rede befasste Peter Eichhorn sich mit der Unterscheidung zwischen Vernunft und Verstand. In der Schule werde Verstandeslogik gelehrt. Für Hoffnung brauche man jedoch einen Glauben. „Am besten die christliche Religion mit ihrer Nächstenliebe, den ethischen Werten, wie die Zehn Gebote, Gerechtigkeit, Gleichheit, Erbarmen, Toleranz und Treue und der alles beschließenden Verheißung der Erlösung“, erläuterte Eichhorn. Wie in Psalm 71 werde auch an anderen Stellen der Bibel Hoffnung gelehrt und die Hoffnung im Glauben an einen rettenden Gott begründet.
Mit Blick auf das nahe Osterfest bemerkte Eichchorn dass Hoffnung auch die Rettung vor dem körperlichen Verfall und der Erhaltung der Seele bedeute. „In der christlichen Lehre überzeugt mich die Aussicht auf Erlösung und nicht nur auf ein vorübergehendes Ende, genannt Seelenwanderung, Wiedergeburt, Erneuerung, Neuwerdung oder Regeneration“, sagte Eichhorn. So sei die christliche Religion ein Sinngeber, der Hoffnung ermögliche, welche die reine Verstandeslogik nicht bieten könne. „Für die Sinngebung brauche ich die Religion. Die christliche Lehre bietet mir dafür die Anhaltspunkte“, schloss Eichhorn seine Predigt.
Die Fastenpredigten im Speyerer Dom finden im Rahmen einer abendlichen Andacht statt. Geleitet wurde diese Andacht von Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl. Die Orgel spielte der Assistent der Dommusik Frederic Beaupoil. Die gesamte Andacht ist auf den Social Media Kanälen von Bistum und Dom abrufbar (bspw. unter https://www.youtube.com/watch?v=GN57fgSD49M)
Die dritte und letzte Fastenpredigt des Jahres 2025 findet am Donnerstag, 10. April, 19:30 Uhr, statt. Mit Schwester Nathalie Becquart kommt eine der einflussreichsten Frauen der Welt in den Dom. Als Untersekretärin der Bischofssynode im Vatikan übernahm sie 2021 eine wichtige Leitungsposition in einem von Papst Franziskus ins Leben gerufenen Prozess, welcher die Frage nach der Notwendigkeit von Reformen beantworten sollte.
Text: Domkapitel Speyer