Donnerstag, 06. März 2025
„Den großen Krisen, in denen sich die Menschheit befindet, hilft nur Umkehr“

Bischof Wiesemann: „Den großen Krisen, in denen sich die Menschheit befindet, hilft nur Umkehr.“ © Klaus Landry





Aschermittwoch im Dom zu Speyer: Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann ruft zur Umkehr und Erneuerung in der Fastenzeit auf
Speyer. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit - eine Zeit der Besinnung, Umkehr und inneren Erneuerung. In seiner diesjährigen Predigt zum Aschermittwoch rief Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann die Gläubigen dazu auf, die Fastenzeit als Chance zur Veränderung und Neuausrichtung zu begreifen.
„Kehrt um zu mir mit ganzem Herzen“, so das Leitwort aus dem Propheten Joel, das Bischof Wiesemann in seiner Predigt in den Mittelpunkt stellte. Die Fähigkeit zur Umkehr sei eine besondere Gabe des Menschen: Sie mache ihn nicht klein, sondern groß in seiner Würde. „Wenn Menschen Selbsterkenntnis besitzen und umkehren können, dann macht es diese Menschen in ihrer Größe beeindruckend“, betonte der Bischof.
Umkehr sei kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Freiheit und Verantwortung. Gerade in einer Zeit voller Krisen, sozialer Spaltungen und globaler Herausforderungen sei es wichtiger denn je, sich für Veränderung zu öffnen - im persönlichen Leben wie auch in der Gesellschaft. „Die Menschheit kann umkehren, es ist ihr gegeben. Dieser Freiheitsspielraum ist immer offen. Es gibt keine zugebauten Horizonte“, sagte Wiesemann und ermutigte dazu, mit Hoffnung und Mut neue Perspektiven zu entwickeln.
Die Fastenzeit bedeute nicht bloßen Verzicht, sondern eine bewusste Entscheidung für innere Befreiung. Wer sich von Abhängigkeiten löse, schaffe Raum für Neues - für Vertrauen, Hoffnung und eine tiefere Erfahrung des Glaubens. „Dass wir spüren, nicht abhängig zu sein. Das eröffnet den inneren Raum wieder für das Größere, für das auch manchmal Unvorstellbare, für das eigene Leben wie für unsere Welt“, so der Speyerer Bischof.
Mit seiner Predigt rief Bischof Wiesemann dazu auf, die Fastenzeit als eine Zeit der Erneuerung zu nutzen - für sich selbst, für die Mitmenschen und für eine Welt, die dringend Umkehr und einen neuen Geist der Verantwortung braucht. Wiesemann betonte: „Den großen Krisen, in denen sich die Menschheit befindet, hilft nur Umkehr. Die Fähigkeit, in sich wieder zu entdecken, dass nicht einfach zwangsläufig Dinge auf etwas hinauslaufen müssen. Das ist geradezu das Privileg des Menschen. Seine größte Herausforderung, aber auch seine wunderbarste Würde.“
Im Anschluss des Gottesdienstes erhielten die Gläubigen das Aschenkreuz, als äußeres Zeichen der Bereitschaft zur Umkehr und Buße. Musikalisch gestaltet wurde die Vesper und Messfeier von den Männerstimmen der Domsingknaben und des Domchores mit Werken von der Gregorianik bis zur Gegenwart.
Die Predigt von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann als Audiodatei.
Fotos: © Klaus Landry