Sonntag, 20. April 2025
„Ostern ist die Revolution des Lebens“

Bischof Wiesemann appellierte in seiner Osterpredigt an den Mut und die Verantwortung der Christinnen und Christen © Klaus Landry





Bischof Wiesemann appellierte in seiner Osterpredigt an den Mut und die Verantwortung der Christinnen und Christen - „Wer sich mit Osteraugen auf den Weg macht, dem wächst die Hoffnung wieder zu“
Speyer. In seiner diesjährigen Osterpredigt im Speyerer Dom rief Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Ostersonntag die Gläubigen dazu auf, Ostern nicht als bloßes Fest im Kalender zu sehen, sondern als Aufruf zu einer existenziellen Suche nach Hoffnung, Gerechtigkeit und Versöhnung inmitten einer krisengeschüttelten Welt.
Mit einem augenzwinkernden Bezug auf aktuelle Werbeplakate eröffnete Bischof Wiesemann seine Predigt: „Wenn Sie Ostern suchen, finden Sie es bei Aldi“ – ein Slogan, der ihm zufolge durchaus eine tiefere Frage aufwerfe. Denn, so der Bischof: „Offensichtlich gehen die Plakatmacher ja davon aus, dass Menschen gerade in unserer heutigen Zeit „Ostern“ suchen. Doch vielleicht stimmt der Satz gar nicht, dass für die meisten Zeitgenossen heute, wie ein aktueller Buchtitel meint, ‚nichts fehlt, wenn Gott fehlt' – zumindest nicht in Bezug auf das zentrale christliche Glaubensfest.“
„Ist es das, was man sucht, wenn man Ostern sucht?“
Zentraler Gedanke seiner Botschaft war die Einladung, mit sogenannten „Osteraugen“ auf die Welt zu schauen – mit einem Blick, der sich nicht vom Tod und seiner Symbolik blenden lässt, sondern Leben und Hoffnung aufspürt. „Nein, es gibt keinen Stein in dieser Welt, der so schwer wäre, dass er nicht weggewälzt werden kann“, so Wiesemann. Ostern bedeute, „dass das Grab keine Endstation, sondern der Ort ungeahnter neuer Begegnung mit dem Leben" sei.
Dabei warnte der Bischof eindringlich vor den zerstörerischen Kräften unserer Zeit: „Die zerstörerischen Mächte in dieser Welt leben immer aus einer maßlosen Selbstanmaßung. Sie halten sich selbst für Gott und sind doch nur ganz erbärmliche Sklaven ihres eigenen Narzissmus, ihrer Gier, ihres Wahns, ihres Hasses."
Es braucht Menschen mit nüchternen und mutigen Osteraugen
Gleichzeitig appellierte er an den Mut und die Verantwortung der Christinnen und Christen: „Auch in unserer Welt braucht es, angesichts der sich auftürmenden Machtverhältnisse und Konflikte, Menschen mit nüchternen und mutigen Osteraugen, die durchblicken und der Perversion der Macht widerstehen.“
In einer Zeit, die von Kriegen, Spaltungen und wachsender Gleichgültigkeit geprägt sei, gehe es darum, Ostern als Fest, das den Glauben an die unantastbare Würde des Menschen und an die Kraft der Versöhnung wachhalte, zu begreifen. Wiesemann betonte: „Ostern ist im wahrsten Sinn die Revolution des Lebens und Liebe gegen all die Kräfte, die die Angst und Hoffnungslosigkeit der Menschen ausnützen zu ihren Machtzwecken."
Abschließend schlug der Bischof versöhnliche und hoffnungsvolle Töne an und appellierte die Christinnen und Christen mit einem wachen Herzen, dem Leben Raum zu geben: „Wer sich mit Osteraugen auf den Weg macht, dem wächst die Hoffnung wieder zu.“
Den Gottesdienst gestalteten die Nachwuchs- und Aufbauchöre des Mädchenchores und der Domsingknaben sowie die Dombläser musikalisch. Die Orgel spielte Markus Eichenlaub.
Die Predigt von Bischof Wiesemann gibt es hier zum Nachlesen .