Samstag, 17. Mai 2025
„Unbewaffnet entwaffnend“

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann feierte im Speyerer Dom einen Dankgottesdienst für den neuen Papst Leo XIV. © Klaus Landry







Bischof Wiesemann feierte Dankgottesdienst für neuen Papst Leo XIV.
Speyer. Mit bewegenden Worten hat Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Speyerer Dom den neuen Papst Leo XIV. gewürdigt. Im Rahmen eines feierlichen Dankgottesdienstes zog der Bischof zentrale Linien aus der ersten Ansprache des neugewählten Papstes und skizzierte eine kraftvolle Vision des Friedens, der Einheit und der missionarischen Kirche. Die musikalische Gestaltung übernahm der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori; die Orgel spielte Domkantor Joachim Weller.
Im Zentrum der Predigt stand das Leitmotiv des Friedens, das Papst Leo XIV. mit dem österlichen Gruß „Der Friede sei mit euch“ in den Mittelpunkt seiner ersten Worte als Pontifex gestellt hatte. Bischof Wiesemann hob hervor, dass es sich hierbei um einen „unbewaffnet entwaffnenden Frieden“ handle – einen Frieden, der nicht durch Macht und Gewalt, sondern durch die Verwundbarkeit und Menschlichkeit des Auferstandenen wirke. „Christus zeigt seine Wundmale – er ist kein unversehrter Held, sondern der Verwundete, der Frieden bringt“, so Wiesemann. Diese Haltung des neuen Papstes spiegle sich auch in der Art seiner Wahl wider. Die Einmütigkeit des Konklaves, so der Bischof, sei ein starkes Zeichen dafür, dass demokratische Prozesse auch ohne Spaltung und Machtkämpfe gelingen können – ein wichtiges Signal in einer Zeit, in der vielerorts gesellschaftliche und politische Spaltungen zunehmen.
Wiesemann betonte auch die Kontinuität zu Papst Franziskus, besonders im Hinblick auf den synodalen Weg und das missionarische Selbstverständnis der Kirche. Leo XIV., der selbst über viele Jahre als Missionar in Lateinamerika tätig war, bringe diese Prägung spürbar in sein Pontifikat ein. Die Kirche sei „nicht eine statische Institution, sondern ein sich öffnendes, hinausgehendes, missionarisches Ganzes“, sagte der Bischof. Darüber hinaus würdigte Wiesemann die sozialethischen Akzente, die Papst Leo XIV. mit seinem Namen setze. In der bewussten Anknüpfung an Leo XIII., den Begründer der katholischen Soziallehre, werde deutlich, dass auch soziale Gerechtigkeit und der verantwortliche Umgang mit aktuellen Herausforderungen wie der sozialen Problematik von künstlicher Intelligenz zentrale Anliegen dieses Pontifikats sind.
Der Bischof erinnerte schließlich an den persönlichen Marienbezug des Papstes, der nach seiner Wahl das Heiligtum der „Mutter vom guten Rat“ in Genazzano besuchte – ein Ort, zu dem auch Wiesemann selbst eine besondere Beziehung hat. In Anlehnung daran schloss er seine Predigt mit einem Gebet um die Fürsprache Mariens für das Pontifikat Leo XIV. Der Bischof wandte sich an die Gläubigen: „Beten wir dafür, dass Papst Leo XIV. die Kirche im Geist des Friedens und der Einheit führt – als Zeuge des Auferstandenen, als Missionar des Evangeliums und als Träger des Geistes Gottes in unserer Welt.“
Bilder: Klaus Landry